Dr. Anton Bernhardi

(1813 - 1889)

Dr. Anton Bernhardi hat das Eilenburg des 19. Jahrhunderts als Arzt, Politiker und Erfinder des Kalksandsteins entscheidend mitgeprägt. Der 1813 geborene Bernhardi ließ sich 1837 als praktischer Arzt und Chirurg in Eilenburg nieder. Hier nahm er sich besonders der ärmeren Bevölkerung an. Aus den so gesammelten Eindrücken heraus ist wohl auch sein Wirken als führender Kopf der Eilenburger demokratischen Partei zu erklären. 1848 wurde er sogar in die preußische Nationalversammlung gewählt. Als Arzt sah er aber auch immer wieder die schlechten Wohnbedingungen der einfachen Bevölkerung. Ein kostengünstiges Baumaterial wurde gebraucht. Bernhardi handelte und schuf selbst die Grundlagen für die Produktion der Kalksandsteine. Bis zu seinem Tode im Jahre 1889 verbesserte er immer wieder die dafür benötigten Maschinen und Anlagen.

Dr. Anton Bernhardi wurde am 13. September 1813 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Süptitz geboren. Nach dem Besuch der Grundschule und väterlichem Unterricht in Latein absolvierte Bernhardi das Gymnasium in Torgau mit Auszeichnung. Es folgte ein Studium der Medizin und Naturwissenschaften in Halle und Berlin. Am 4. Dezember 1837 schloss er mit der Promotion ab und nach bestandenen Examen als praktischer Arzt und Chirurg ließ er sich in Eilenburg nieder. Er errang durch sein Wirken großes Ansehen in Eilenburg und darüber hinaus. Besonders der ärmeren Bevölkerung nahm sich Dr. Anton Bernhardi an. Er gründete, zusammen mit seinem langjährigen Mitstreiter Ernst Bürmann und dem Schneidermeister Roscher, im November 1849 den Eilenburger Krankenunterstützungsverein (später Krankenkassenverein).

Seine sozialökonomischen Schriften kennzeichneten ihn als einen äußerst scharfen und unabhängigen Freigeist. Er wurde neben seinem Freund Herrmann Schulze-Delitzsch 1848 in die preußische Nationalversammlung gewählt. Hier initiierte er eine Protestresolution gegen die drohende Auflösung des Abgeordnetenhauses. Zu dieser Zeit war er bereits der führende Kopf der Eilenburger Demokratischen Partei, deren Hauptstützpunkt (des Wahlkreises Delitzsch/ Bitterfeld) in der Muldestadt lag.

Seit 1850 beschäftigte er sich mit der Herstellung von Mauersteinen aus Kalk und Sand unter Zugabe von Wasser. Vermutlich zwischen 1856 und 1857 wurde von ihm eine handschriftliche Anleitung zur Kalkziegelfabrikation verfasst. Auf jeden Fall bekam Bernhardi die Anregungen dazu durch die Kenntnis der schlechten Wohnverhältnisse der ärmeren Bevölkerung Eilenburgs. Billiger und gesunder Wohnraum waren aus Sicht des Arztes wichtige Lebensbedingungen. Das Experimentieren mit einer Papierpresse und die "Härtetests" der ersten Kalksandsteine zeigten sich erfolgreich. Der Tüftler Anton Bernhardi dachte nun zum ersten Mal an die Produktion von festen Kalksandsteinziegeln in Serie nach. Publizistische Veröffentlichungen machten das kostengünstige Baumaterial rasch bekannt und weckten ein enormes Interesse beim Wohnungsbau und in der Landwirtschaft. Dieses veranlasste ihn, am 13. August 1854 die Maschinenfabrik Dr. Bernhardi und Sohn zu gründen. Erste aus Kalksandstein errichtete Fabrikgebäude entstanden. Immer weiter verbesserte Bernhardi seine Maschinen und Anlagen. Als Anton Bernhardi 1889 starb, hinterließ er ein großartiges Lebenswerk.
Eine Fortführung seiner "Maschinenbauanstalt" bestand übrigens lange unter dem Namen EBAWE. Ein Werk zur Kalksandsteinherstellung hat Bernhardi selbst nie besessen, aber dafür hat er die Grundlagen für die industrielle Fertigung des Baustoffes geschaffen.